Kindheit ...

Die Eltern von Helenka haben sich in dem nahe gelegenen Ort Dąbie nad Nerem kennen gelernt, wo sie im Jahr 1892 das Sakrament der Ehe empfangen hatten. Einige Jahre nach der Trauung erwarben sie einen kleinen Landstrich im Dorf Głogowiec, wo sie mit eigenen Händen ein Haus aus dem in dieser Region charakteristischen weißen Stein mit wenigen Ziegeln gebaut haben.

Heutzutage wird dieses Geburtshaus der Hl. Faustyna, das die Pfarrei in Besitz hat, von Pilgern, deren Herzen vom Gebet erfüllt sind, besucht. Sie erbitten von der Mystikerin aus Głogowiec Fürsprache für ihre Familien und vertrauen ihr besonders schmerzhafte Geheimnisse ihres Lebens an.

Die Hütte hatte ein Strohdach, bestand aus einer Stube, einer Küche, einem Hausflur und einer Zimmermannswerkstatt, in der Stanisław arbeitete. In der Nähe des Hauses gab es einen Brunnen, einen „Brotbackofen”, in dem Marianna riechende Brotlaibe auf Klettenblättern buk; einen kleinen Garten mit verschiedenen Blüten und im Frühling aufblühenden Obstbäumen. An einem der Bäume hing ein Heiligenhäuschen – eine Eingebung zum Gebet für kleine Helenka.

Von frühester Kindheit zeichnete sich Helenka durch ihre Liebe zum Gebet aus. Mit sieben Jahren hörte sie in ihrem Herzen die Stimme Gottes, welche sie zu einem mehr glänzenden Leben aufforderte. Es war während der Abendandacht in der Kirche – der Vesper in der Pfarrkirche, vor dem zur Anbetung aufgestellten Heiligsten  Sakrament (1404. Tag).

Mit sieben Jahren hörte ich zum ersten Mal die Stimme Gottes in der Seele, d.h. eine Einladung zu einem vollkommeneren Leben, aber nicht immer war ich der Stimme der Gnade gehorsam. Ich habe niemanden getroffen, der mir diese Themen erklären konnte.
(7. Tag)

Als sie neun Jahre alt war, legte sie die erste Beichte ab und empfing die erste heilige Kommunion. Priester Roman Pawłowski spendete Helenka die Sakramente und ein schweigsamer Zeuge damaliger Augenblicke ist ein bis heute erhaltener Beichtstuhl aus dem 19. Jahrhundert. Priester Roman wurde durch die Deutschen am Anfang des Zweiten Weltkrieges erschossen. Ort der Hinrichtung war der Marktplatz in Kalisz, vor der Basilika des hl. Josef. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass noch drei andere Pfarrer, die vor dem Krieg in Świnice Warckie tätig waren, durch die Besatzer ermordet wurden: zwei davon wurden in dem deutschen Konzentrationslager in Dachau vergast.

In dem menschlichen Gedächtnis blieb eine Erzählung von der kleinen Helenka, die nach der Feierlichkeit anlässlich der Erstkommunion heimkam, erhalten. Eine Nachbarin, die ein Kind sah, das aus der Kirche nach Hause allein ging, drückte ihre große Verwunderung aus. – Ich gehe allein nicht! Herr Jesus geht mit! Solch eine gescheite Antwort hat unsere Bekannte von der kleinen künftigen Heiligen gehört.

Einen überwältigenden Einfluss auf den Glauben von Helenka haben ihre Eltern, insbesondere ihr Vater ausgeübt. Wenn man Notizen in dem „Tagebuch” zuhört, kann man feststellen, dass er für seine Familie wie ein Priester, der den Weg zur Erlösung zeigte, sowie ein Familienoberhaupt, das sich der Würde und Verantwortung vor Gott für seine Berufung bewusst war, galt.

Die Anerkennung des inbrünstigen Gebetes des Vaters wurde in dem „Tagebuch”, auf den die Ankunft der Schwester Faustyna zu ihrer sterbenden Mutter beschreibenden Blättern verzeichnet. Als Christus wie durch ein Wunder, durch Vermittlung seiner Auserwählten, die schwer kranke Marianna heilte, warfen sich alle in dem Haus in Głogowiec versammelten Personen auf die Knie zum Dank für ein großes Zeichen, das Gott vollbrachte. Als sie ihren Vater beobachtete, gab sie ihm eine außergewöhnliche Anerkennung, welche die zum Sanktuarium der Taufe der Apostelin der Göttlichen Barmherzigkeit kommenden Ehemänner und Väter zu tiefgreifenden Überlegungen ermuntern sollte.

Als ich meinen betenden Vater sah, schämte ich mich sehr, dass ich nach so vielen in dem Orden verbrachten Jahren so freimütig beten nicht konnte, deshalb bedanke ich mich unaufhörlich bei Gott für meine Eltern.
(398. Tag).

Am Ende des Aufenthalts in dem Geburtshaus im Jahr 1935 bedankte sich die Schwester Faustyna in der Pfarrkirche bei Gott für alle Gnaden, die sie hier erlangte. Damals sprach Barmherziger Jesus diese markanten Worte aus, die an den Regenbogenbalken in der Kirche untergebracht wurden.

 

Helena Kowalska - im Kloster als Schwester Mary Faustina bekannt
- war das dritte von zehn Kindern von Stanisław (gest. 1946) und Marianna (gest. 1965).

Helenas Geburtsurkunde ist in russischer Sprache verfasst, da es sich um eine Zeit der Teilung handelte.
Unter der Geburtsurkunde ist eine klare und lesbare Unterschrift von Helenas Vater zu sehen.
was bezeugt, dass er lesen und schreiben konnte.